Zinswende: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Zinswende kommt
Die EZB hat im Juni erneut beschlossen, den Leitzins auf rekordtiefem Niveau von 0 % zu belassen. Dies sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die Zinswende kommen wird, spätestens nächstes Jahr. In der Folge werden Bankfinanzierungen teurer und die Banken verlangen höhere Sicherheiten. Höchste Zeit für Unternehmen, sich nach alternativen Finanzierungsquellen umzuschauen.

Als die EZB im März 2015 ihr umstrittenes Programm der massiven Anleihekäufe und Niedrigzinsen begann, lag die Inflationsrate in der Eurozone bei 0,0 %. Die durch die EZB angestrebte Teuerungsrate von 2 % lag in weiter ferne und die Gefahr einer Deflation bestand. Von dieser kann nun keine Rede mehr sein – im Mai diesen Jahres lag die Inflationsrate bei komfortablen 2,2 %, bereits über dem Ziel der EZB.

Daher ist es offensichtlich, dass sich die Nullzinspolitik der EZB dem Ende zuneigt. Zumal diese auch ihre Schattenseiten hat: Sie gefährdet die Stabilität von Banken, Versicherungen und insbesondere Pensionskassen, da sich diese maßgeblich über Zinsen finanzieren. Eine Leitzinserhöhung ist daher unausweichlich.

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Viele KMU fürchten höhere Zinsen

Die Vorboten der Zinswende sind bereits da: So kletterte die Rendite der fünfjährigen Bundesanleihe Ende Januar zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren über die Nulllinie und ist somit für Anleger wieder profitabel.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform untersuchte 2017 in ihrer jährlichen Analyse ‚,Insolvenzen in Deutschland’’, wie sich höhere Kreditzinsen auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Die Analyse kam zu dem Ergebnis, dass bereits jetzt 15,4 % der deutschen Unternehmen anfallende Zinsen nicht aus dem Betriebsergebnis zahlen können. Bei der Erhöhung der Zinsen um 1,5 % wäre die Zinslast bereits für knapp 17 % aller Unternehmen zu hoch. Würden die Zinsen um drei Prozent steigen, geriete gar jedes fünfte Unternehmen in Schwierigkeiten. Ein weiterer Anstieg der Zinsen hätte folglich noch drastischere Folgen für zahlreiche deutsche Unternehmen.

zinswende in europa
Banken werden Kreditvergabepolitik weiter verschärfen

Darüber hinaus werden Banken bei einer Leitzinserhöhung der EZB angesichts der zu erwartenden Forderungsausfälle ihre Vergabepraxis weiter verschärfen. Ähnliche Auswirkungen hatten die strengeren Bankenrichtlinien Basel II & III – auch diese bewogen die Banken zu einer strengeren Kreditvergabepolitik.

Auch das Mittelstandspanel 2017 der Kreditanstalt für Wiederaufbau zeichnet ein ähnliches Bild. Hierbei beklagten sich ein Viertel der Unternehmen über zu hohe Sicherheitenanforderungen der Banken und das trotz der Nullzinspolitik der EZB.

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Alternative Finanzierungslösungen suchen

Insbesondere die starke Abhängigkeit vieler Unternehmen von Banken führte dazu, dass in den letzten Jahren zahlreiche Unternehmen, die verschärften Konditionen zu spüren bekamen. Laut KfW-Mittelstandspanel finanzieren KMU ganze 30 Prozent ihrer Investitionen aus Bankkrediten. Das restliche Investitionskapital stammt hauptsächlich aus Eigenmitteln und Subventionen. Alternative Finanzdienstleister bleiben in einer Vielzahl der Fälle ungenutzt.

Kommt die Zinswende – und sie wird kommen – ist der Mittelstand deshalb schnell mit einer weiteren Verschlechterung der Kreditkonditionen konfrontiert. Umso wichtiger ist es für Unternehmer, bereits jetzt alternative Finanzierungsquellen zu akquirieren. Lösungen wie Factoring, Leasing und Finetrading verschaffen nicht nur dringend benötigte Liquidität – sie bieten auch eine ausgezeichnete Möglichkeit, die einseitige Abhängigkeit von den Banken zu reduzieren und somit vor Krisen und Zinsschwankungen geschützt zu sein.