Warum ich Work-Life Balance doof finde

Richtig gelesen: Ich finde Work-Life-Balance doof. Doch bevor du auf den Gedanken kommst, dass ich als kapitalistisch geprägter Unternehmer (und Arbeitgeber) nur auf die Work-Seite (also die Arbeit) schaue, lass mich mal kurz ausholen.

Sinnvolle Zeitplanung für mehr DIsziplin
Sinnvolle Zeitplanung für mehr DIsziplin

Bei der Lektüre von Markus Cerenaks Blog fand ich einen interessanten Vergleich: Wenn Work-Life-Balance den Ausgleich zwischen Arbeit und Leben( =Freizeit) meint, dann ist das in etwa so, als würde man Freizeit = Leben setzen. Und Arbeit als Unfreizeit. Als „Muss“ . Gewissermaßen wäre dann Leben = Freizeit = gut und Arbeit = schlecht. Da haben wir dann plötzlich zwei prächtige Gegensätze. Gut gegen Böse – schwarz und weiß.

Ich behaupte mal ganz salopp: Das ist bei mir eher nicht so. Ich arbeite gerne – auch mal zu unchristlichen Zeiten oder im Urlaub. Ich mache das wirklich gerne. Warum erkläre ich gleich.

Mir persönlich macht es auch nichts aus, an einem Tag zehn oder mehr Stunden zu arbeiten. Solange ich nur am richtigen Thema arbeite. Wenn ich am falschen Thema arbeiten müsste oder Dinge tue, die ich gar nicht mag, dann wären mir schon 3 oder 4 Stunden zu viel „Work“.

Aber noch mal zur Work-Life-Balance: Als Unternehmer gehört es zu meinem Job, phasenweise sehr viel und intensiv zu arbeiten. Zum Beispiel wenn ich eine neue Geschäftsidee verfolge und dort richtig Gas geben will. Da muss der Businessplan ausgetüftelt werden, Marketing-Idee erstellt und Kundeakquise betrieben werden. Man sucht sein Alleinstellungsmerkmal, Ideen werden geboren und wieder verworfen. Geühlte tausend Aufgaben wollen gleichzeitig erledigt sein. Völlig normal in solchen Lebensabschnitten.

Wenn wir ehrlich zu uns sind, dann finden wir doch in unserem Leben immer mal wieder Phasen, in denen man – mehr oder weniger freiwillig – deutlich mehr leistet als davor oder danach:

  • Wenn man als Paar Kinder bekommt. Freizeit – gibt`s plötzlich nicht mehr
  • Beim Bau des eigenen Hauses – da helfen alle mit – manchmal auch rund um die Uhr
  • Im Job, wenn man ein wichtiges Projekt zu Ende bringt
  • Zum Ende einer Ausbildung (Schule, Studium, Lehre) und beim anschließenden Lernen auf die Prüfung

Während dieser Phasen würde niemand auf den Gedanken kommen, sklavisch nach 7 oder 8 Stunden den Hammer fallen zu lassen. Es würde einfach keinen Sinn machen – vor allem wenn es sich um ein echtes „Herzens“-Thema dreht. Vielmehr nimmt man sich danach wieder ein wenig zurück und versucht auf andere Art und Weise seine Kräfte nachzutanken.

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Klingt irgendwie logischer als nach einem festen Plan tag-täglich Arbeit und Freizeit in Balance halten zu wollen.

Ich für meinen Teil finde es sogar wichtig, daß ich selbstbestimmt meinen Tag oder meine Woche in bestimmten Grenzen selbst einteilen und mir einrichten kann. Mir gefallen die Tage am besten, bei denen ich eine für mich passende Balance zwischen Tätigkeiten finde, die ich tun muss (Meetings, Akquise, Telefonate, Büro-Tätigkeiten) und Aufgaben, bei denen ich meine Kreativität und Neugierde ausleben kann.

Darum lese ich im Urlaub auch gerne mal ein Fachbuch, wenn mich das Thema brennend interessiert. Oder setze mich am Wochenende fasziniert an mein Notebook und teste eine neue Software aus und schaue, was ich damit anstellen kann.

Was für andere eine qualvolle Vorstellung ist, bereitet mir Freude. Ehrlich. Im Gegensatz dazu wäre es mir ein Gräuel am Samstag 4 Stunden auf den Golfplatz zu müssen. Zumindest im Moment wo ich gemeinsam mit Kollegen ein zusätzliches Business aufbaue.

Ich bin mir sicher dass ich das in vier oder fünf Jahre anders sehe. Solange ich meine Zeit selbstbestimmt einteilen kann und selbst wählen kann auf welchem Spielfeld ich antrete, brauche ich das Konzept der Work-Life Balance nicht.