
Wer meint, mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen antworten zu können, begibt sich auf gefährliches Eis. Schließlich gilt es, ein energiegeladenes Sinngefüge zu schaffen, in dem alle Teile des Systems vereint werden: die Organisation als Institution, ihre Prozesse, Werte, Ziele und Strategien, ihre Waren und Dienstleistungen, ihre Informations- und Steuerungssysteme, ihre Vorschriften und Maßstäbe – und nicht zuletzt ihre Menschen.
Der Wandel erweist sich als einzige Konstante der Gegenwart, wodurch Offenheit zur obersten Handlungsmaxime werden muss. So anspruchsvoll es auch sein mag: Nur mit absoluter Aufgeschlossen heit kann an den anstehenden Veränderungsphasen partizipiert und aktiv mitgestaltet werden. Ein gewisser Abstand zum Tagesgeschäft macht den Blick frei für eine simpel klingende, aber nicht einfach umsetzbare Lösung: Gegensätze überwinden, um von einem Management des Entweder-oder bei scheinbar widerstreitenden Maßnahmen zu einem permanenten wohldosierten und austarierten Sowohl-als-auch zu gelangen.
Die Basics

Wenn der Wandel zum Alltag gehört, ist die Leistungsfähigkeit des Managements oftmals ausgereizt. Auf der Strecke bleiben dann strategische Überlegungen über Zweck, Absicht und Anspruch einer Firma, was in aller Regel zu Orientierungsdefiziten führt.
Treten Kommunikationsdefizite innerhalb der Organisation hinzu und Abteilungen arbeiten schlecht zusammen, werden größere Herausforderungen zur Sisyphos-Qual. Alles, was die Arbeit innerhalb der Organisation erschwert, jede dysfunktionale Eigenkomplexität – etwa selbstverschuldetes Nichtwissen, Ungenauigkeit und Verständigungsprobleme – muss weitgehendst reduziert werden.
Dem gegenüber steht die Erweiterung des Horizontes und der Handlungsspielräume, was zum ersten erfolgskritischen Gegensatz führt: Reduzieren versus Erweitern. Weitere Gegensätze lauten u.a. Vorhandenes Wissen ausschöpfen versus neues Wissen erlangen, Agilität versus Stabilität oder Wachstum versus Profitabilität.
Komplexität versus Komplexität
Der konstruktive Umgang mit bisher nur alternativ genutzten Gegensätzen wird Beidhändigkeit genannt und setzt sowohl planerische Klarheit als auch grenzenlose Kommunikation voraus. Zusätzlich relevant sind gemeinsame Sinnerfahrungen, transparente Verfahren, schlanke Bestände, holistisches (System-)Denken und die überlegene Nutzung von Vielfalt.
Eine Regel der Kybernetik besagt, dass Komplexität, definiert als Varietät möglicher Systemzustände, nur mit Varietät (also Vielfalt) „bekämpft“ werden kann.
Wie aber soll die Generierung und Nutzung von Vielfalt gelingen? Mit den Mitarbeitern fängt es an: Statt weiterhin fast ausschließlich Mitarbeiter zu suchen, die schon zum Unternehmen „passen“, ist künftig Diversität gefragt. Die größere Vielfalt von Menschen erzeugt eine reichere Kreativität, Kommunikation und Kooperation – und damit vielfältigere Lösungen.
Wertekanon

Mittels speziellen Wertebalance-Analysen lassen sich gemeinsame und abweichende Werte zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern ermitteln sowie die Realität zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufdecken. Dies mit dem Ziel, wesentliche Wertvorstellungen anzugleichen und im praktischen Handeln lebendig werden zu lassen.
Weiterführende Recherchen, etwa durch Interviews, fördern die Haltung zu wichtigen Motivatoren wie Teamwork, Gestaltungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten zutage. Die gewonnen Erkenntnisse liefern bedeutende Anstöße für die Verbesserung der Zusammenarbeit und der Entwicklung des Unternehmens.
Größere Veränderungen werden erst mit dem nötigen Engagement der Verantwortlichen möglich. Dazu zählt auch die ernsthafte Überzeugung, stets dazuzulernen, zu unterstützen und zu tolerieren. Um sich darüber klar zu werden, ist eine kritische Bestandsaufnahme innerhalb der Leitung und der eigenen Auffassung zielführend – ganz nach Wilhelm Busch, der meinte: „Willst Du ein guter Leiter sein, schau erstmal in Dich selbst hinein.“
Firmen können ihre Zukunftsfähigkeit mit den passenden Instrumenten beurteilen. Mögliche Änderungen können so ausgemacht, priorisiert und koordiniert werden. Die geplanten Veränderungen sollten wirtschaftliche, technische, organisatorische und psychosoziale Aspekte berücksichtigen, um gezielter umgesetzt zu werden. So werden Veränderungsphasen kürzer und Ergebnisse nachhaltiger. Klingt nach einem Widerspruch – die Gewinner von morgen überwinden ihn.
