Silberpreise aus London

Die Praxis für die Festsetzung der Gold- und Silberpreise ist bereits seit längerem in der Kritik. Jetzt müssen sich die beteiligten Geldhäuser sogar gegen Manipulationsvorwürfe und Schadenersatzansprüche wehren. In London soll ab August daher kein Referenzkurs mehr für Silber ermittelt, auch die Referenzkursermittlung für Gold steht auf der Kippe.

Kein Silberpreis mehr aus London

Voraussichtlich am 14. August werde die Preisfestsetzung für Silber, so die London Silver Market Fixing Ltd., eingestellt. Damit endet das Fixing des Silberpreises in London nach 117 Jahren, in denen sich Händler, Anleger und Investoren auf die Preisfestsetzungen verlassen konnten. Bereits 1897 wurde hier der tägliche Silberpreis durch vier Handelshäuser bestimmt, kurz darauf konnten bereits die ersten Termingeschäfte durchgeführt werden. Der Grund für das Ende der Silberpreisermittlung ist wohl in den Manipulationsvorwürfen zu suchen, angesichts derer sich die Deutsche Bank bereits Anfang des Jahres entschlossen hatte, aus der Preisfestsetzung auszusteigen. Kläger werfen die beteiligten Banken vor, bei den täglichen Telefonkonferenzen zur Festlegung von Angebot und Nachfrage zu manipulieren und damit den Silberpreis zu beeinflussen. Ähnliches konnte bereits am Zins- und Devisenmarkt nachgewiesen werden, sodass mittlerweile nicht mehr auszuschließen ist, dass auch der Rohstoffmarkt betroffen ist.

Deutsche Bank zieht sich auch aus dem Goldfixing zurück

Ebenso wie die Preisfestsetzung bei Silber ist auch das Goldfixing in Verruf geraten. Aktuell rollt auf die an der Preisfestsetzung beteiligten Banken in den USA eine Klagewelle zu, bei der wiederum Manipulationsvorwürfe behandelt werden. Seit November 2013 ermittelt zudem die deutsche Finanzaufsicht Bafin sowie die britische Aufsichtsbehörde FCA, um eventuelle Manipulationen aufzudecken. Die Deutsche Bank hatte daher im Januar angekündigt, sich aufgrund der verkleinerten Rohstoffsparte nicht nur aus der Preisfestsetzung für Silber, sondern auch aus dem Gremium der Goldpreisermittlung zurückzuziehen. Sollten die Ermittlungen jedoch positiv verlaufen, wird es wohl auch für die anderen beteiligten Banken, zu denen Barclays Bank, HSBC, Bank of Nova Scotia und Société Generale gehören, ebenfalls bald keine Zukunft mehr geben. Schließlich unterscheidet sich das Ritual zur Preisfestsetzung, bei dem eine Telefonkonferenz einberufen und Angebot und Nachfrage ermittelt werden, nicht vom ersten Fixing im Jahr 1919. Es scheint daher tatsächlich Zeit zu sein, ein neues Verfahren ins Leben zu rufen und die Preisfestsetzung sowohl für Gold wie auch für Silber zu revolutionieren.